Am 20. September 1993 wurde ich in Gladbeck, im Nordwesten des Ruhrgebiets, geboren. Das Thema Fußball ist hier im Pott allgegenwärtig, nicht zuletzt aufgrund der zahlreichen traditionsreichen Vereine. Auch vor meiner Familie hat die Begeisterung für Fußball keinen Halt gemacht.
Ich hatte das Glück, mit meinem Papa noch einige Spiele im alten Parkstadion bei Wind und Wetter erleben zu dürfen, ehe wir dann mit in die Arena umgezogen sind. Was war ich stolz, live dabei zu sein, wenn S04 spielte.
Die Bundesliga im Radio zu hören, war dagegen echt langweilig. Man sah nichts, musste leise sein und Fußballspielen wollte auch niemand mit mir. Die Konsequenz, ich ging zum Bolzplatz, wo ich immer irgendeinen Kumpel aus der Nachbarschaft zum Pöhlen (Ruhrpottdeutsch für schießen) fand.
Das Einzige, was wir damals brauchten war ein Ball...und natürlich die obligatorische Packung Eistee.
Der Sonntag gehörte dem Amateurfußball. Mit der ganzen Familie ging es zu einem der zahlreichen Ascheplätze des Ruhrgebiets. Während sich die anderen das Spiel anschauten, drosch ich lieber meinen Ball stundenlang gegen die Torwand oder versuchte unermüdlich, meinen Rekord im Ball hochhalten zu brechen. Inzwischen finde ich leider nur noch selten die Zeit, bei solchen Spielen persönlich zuzuschauen, doch die Erinnerung an diese gemeinsamen Sonntage mit dem Dreck der Ascheplätze in den Klamotten und den verstaubten Schuhen sind ebenso Teil meines Lebens wie heute die tollsten Stadien in der Welt des Profifußballs.
Weitere Highlights in meiner Erinnerung sind die Familienfeiern. Kein Fest ohne geballte Fußballkompetenz. Im Prinzip hatte fast jeder in meiner Verwandtschaft das Zeug zum Profi, wenn doch nur mehr Zeit fürs Training gewesen wäre oder man ein bisschen mehr Glück gehabt hätte. Ob es wirklich daran lag oder dies fadenscheinige Ausreden sind, weiß ich bis heute nicht ;-)
Was ich aber weiß ist, dass der familiäre Bezug zum Fußball, Spaß und mein früh entdecktes Talent die maßgeblichen Gründe waren, warum ich überhaupt so intensiv mit dem Fußballspielen begonnen habe. Disziplin und Ehrgeiz hingegen sind die Gründe, warum ich nie aufgehört habe. Mein Leben als Fußballprofi ist mein ganz persönlicher, wahrgewordener Traum.
Doch ich habe nie aufgehört, weiter zu träumen, denn es gibt noch so vieles, was ich in meinem Leben erreichen möchte.
PS: Oft werde ich gefragt, welches das beste Team sei, in dem ich je gespielt habe. Eine schwierige Frage, auf die es jedoch nur eine Antwort gibt:
Das Team, das mich wie kein anderes durch alle Höhen und Tiefen meiner bisherigen, ereignisreichen Karriere begleitet und unterstützt hat und mich zu dem gemacht hat, der ich heute bin. Dieses Team hat tatsächlich das Prädikat „beste“ verdient – meine fußballbekloppte Familie.
Danke, dass es euch gibt und ich in euch immer meinen Rückhalt finde.